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EuroBasket 2025: Frankreich zerlegt Island mit 114:74 – Statement-Sieg in Katowice

Frankreich zerlegt Island – Statement-Sieg in Katowice

36 Punkte im ersten Viertel, 32 Zähler Vorsprung zur Pause – Frankreich hat Island in Katowice mit 114:74 regelrecht überrollt und damit ein Ausrufezeichen für die EuroBasket 2025 gesetzt. Die Franzosen führten vom ersten Angriff an und ließen in keiner Phase Zweifel aufkommen, wer in dieser Partie das Tempo, den Rhythmus und die Physis bestimmt.

Der Ton wurde in den ersten Minuten gesetzt: Mit einem 12:0-Lauf schraubte das Team von Cheftrainer Frederic Fauthoux die Führung früh auf 26:7. Es war das beste Auftaktviertel der Franzosen im Turnierverlauf – 36 Punkte in zehn Minuten, entstanden aus druckvoller Defense, schnellen Händen in den Passwegen und sauberer Spacing-Offense. Island bekam kaum Luft zum Atmen, verlor zu schnell den Ball oder musste schwere Würfe nehmen.

Frankreich blieb nach der Pause auf dem Gas. Der Vorsprung wuchs zwischenzeitlich auf 46 Punkte (112:66), die Rollenverteilung stimmte, die Bank brachte Energie statt nur Minuten zu fressen. Acht Spieler punkteten zweistellig – ein klares Indiz für Tiefe, Vertrauen und klare Automatismen. Das Ergebnis: ein Spiel, das früh entschieden war, aber in Tempo und Konzentration nicht abfiel.

  • Endstand: 114:74 für Frankreich
  • 36 Punkte im ersten Viertel
  • Pausenführung: +32
  • Größter Vorsprung: +46
  • Acht französische Spieler mit zweistelligen Punkten

Risacher, Tiefe und die Botschaft an die Konkurrenz

Der auffälligste Mann: Zaccharie Risacher. Der Nummer-1-Pick des NBA-Drafts 2024 kam von der Bank, traf hochprozentig (15 Punkte), griff sieben Rebounds ab und holte sich verdient die Auszeichnung als TCL Player of the Game. Was auffiel, war weniger die nackte Zahl als das Wie: Risacher nutzte Cuts, traf offene Dreier, half beim Ausboxen – alles mit einer Selbstverständlichkeit, die selten ist für einen 19-Jährigen auf dieser Bühne.

Frankreichs Offense wirkte frei und unaufgeregt. Viele Ballberührungen, schnelle Entscheidungen, der Extrapass kam im richtigen Moment. Inside-Out war die Leitlinie: frühe Touches unterm Korb zogen die Defense zusammen, die Folge waren freie Würfe von außen. Keine Heldenball-Ansätze, sondern kollektive Effizienz. Dass am Ende acht Akteure zweistellig scorten, steht genau dafür.

Die eigentliche Basis legte die Verteidigung. Frankreich switchte variabel, schob Lücken zu, half konsequent von der Weakside und beendete Possessions mit solidem Rebounding. Aus Stops wurden direkte Übergänge in die Transition. Island musste ständig bergauf sprinten – mental wie physisch. Wer in diesem Tempo gegen Frankreich ins Setplay gezwungen wird, zahlt irgendwann Tribut.

Aus isländischer Sicht bleibt der Wille positiv zu erwähnen. Sie suchten nach der Halbzeit Abschlüsse früher in der Shotclock, versuchten über Ballgewinne Momentum zu drehen. Doch jedes kleine Hoch prallte an Frankreichs Stabilität ab. Die Probleme waren sichtbar: zu viele verlorene Duelle am Brett, zu wenig Präsenz im Drive, zu selten saubere Looks aus der Ecke. Gegen eine Top-Nation reicht man damit nicht an einen Upset heran, aber solche Spiele sind Lehrstunden, die in der Entwicklung einer Mannschaft zählen.

Für die Tabelle bedeutet der Pflicht- und Statement-Sieg: Frankreich steht bei 4:1 in Gruppe D und geht mit Rückenwind aus der Gruppenphase. In Katowice – einem der vier Gastgeberstandorte dieses Turniers – haben die Franzosen nicht nur Punkte gesammelt, sondern auch die Erzählung über sich selbst geschärft: physisch dominant, defensiv verlässlich, offensiv variabel. Genau dieses Gesamtpaket braucht es in einer K.-o.-Runde, in der Details über Weiterkommen oder Aus entscheiden.

Der Blick über das einzelne Spiel hinaus lohnt. Frankreich ist seit Jahren ein Dauergast im Medaillenrennen. 2022 stand man im Endspiel, scheiterte an Spanien – das Narrativ für 2025 liegt auf der Hand: diesmal die letzte Stufe nehmen. Der Kader wirkt dafür gebaut. Die Flügel bringen Länge und Athletik, der Frontcourt stellt den Ring unter Schutz, die Guards halten das Tempo hoch und treffen Entscheidungen unter Druck. Wenn dann noch ein junger X-Faktor wie Risacher so verlässlich liefert, verschieben sich Matchups zugunsten von Les Bleus.

Spannend wird nun, wie Fauthoux die Minutenverteilung justiert. Die Belastungsteuerung war gegen Island mustergültig: Starter mussten keine Heldentaten, die Bank bekam echte Verantwortung. Solche Spiele sind Gold wert, weil sie Rollen festigen und Vertrauen in die zweite Reihe verankern. In der K.-o.-Runde entscheidet oft die dritte Option an einem schlechten Tag der Stars.

Was bleibt von diesem Abend? Frankreich hat gezeigt, wie eine Topnation ein Pflichtspiel angeht: früh die Tür zuschlagen, Fokus halten, sauber zu Ende spielen. Kein Verschenken von Possessions, keine Showeinlagen auf Kosten der Struktur. Genau diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spielfreude sendet ein klares Signal an den Rest des Feldes: Wer Frankreich schlagen will, muss 40 Minuten auf höchstem Niveau funktionieren – und zwar an beiden Enden des Feldes.

Die nächsten Tage bringen Feinschliff: Regeneration, Video, Scouting des kommenden Gegners aus der Parallelgruppe. Der Pfad Richtung Wochenende wird enger, die Fehlerquote muss niedrig bleiben. Frankreich hat sich die passende Ausgangslage erarbeitet. Der Sieg gegen Island war mehr als nur ein Ergebnis – er war eine Erinnerung daran, wie dünn die Luft wird, wenn Tiefe, Disziplin und Tempo zusammenkommen.

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